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Kulturpreisverleihung 2018


Am 30. Oktober 2018 fand die feierliche Verleihung der Kulturpreise des Landkreises Starnberg 2018 statt. Dem Starnberger Willi Großer wurde für seine Lebensleistung der Kulturpreis verliehen. Mit Anerkennungspreisen wurde der Kaiserin Elisabeth Museum Possenhofen e. V. und die Herrschinger Archivarin Dr. Friedrike Hellerer ausgezeichnet.

In seiner Festrede würdigte Landrat Karl Roth die Preisträger für ihren Einsatz um das historische Erbe und das kulturelle Gedächtnis unserer Heimat. „Jeder der Preisträger macht das auf seine Weise und trägt dazu bei, bei den Menschen in der Region das Interesse an der heimatlichen Geschichte, an der Sprache, am Liedgut und an den Traditionen und Bräuchen zu wecken und wach zu halten.“ In launigen Worten zählte er einige Geschichten auf, die den meisten nicht bekannt wären, würde es nicht Heimatforscher geben, die sich damit beschäftigen.

Der Festakt wurde musikalisch von den Starnberger Fischerbuam umrahmt, die heuer ihr 10jähriges Bestehen feiern. Der Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg überraschte Willi Großer mit einer besonderen Art der Gratulation: Nach der Preisverleihung ist der Nachwuchs einmarschiert und hat Tänze vorgeführt und Gedichte vorgetragen. Durch den Festabend führte Kulturreferentin Barbara Beck.

 

Preisträger

Willi Großer 

Willi Großer hat sich der Pflege der Volksmusik, der bayerischen Sprache, Tracht, Volkskunde und der bayerischen Lebensart verschrieben und mit seinem Engagement in diesem Bereich, weit über den Landkreis hinaus, Akzente gesetzt. Um die Vielzahl seiner Verdienste zu würdigen, war es nach Meinung der Jury „höchste Zeit, dass Großer mit dem Kulturpreis des Landkreises Starnberg für seine Lebensleistung geehrt wird“.

Seit frühester Kindheit ist Großer aktives Mitglied im Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg und hat dort alle Funktionen, vom Jugendleiter über Vorplatter bis zum 1. Vorstand, durchlaufen. Er hat die Begeisterung für Volkstanz geweckt und bei der Entstehung einheimischer Gruppen, wie der „Starnberger Tanzlmusi“ und der Hochberghauser Tanzlmusi“ mitgewirkt. Er hat lange Jahre das „Starnberger Burghofsingen“ gestaltet und zahllose Sänger- und Musikantentreffen, wie auch Adventssingen organisiert. In seiner Ära als 1. Vorstand (1962 bis 1990) wurde das Trachtenheim gebaut.

Von 1973 bis 2007 war Willi Großer Sprecher und Moderator beim Bayerischen Rundfunk. Er hat dort 35 Jahre lang Sendungen gestaltet und mit seiner markanten kraftvollen Stimme, seiner leidenschaftlichen Art der Interpretation und des Erzählens viele Menschen für die Volksmusik, bayerische Sprache und Lebensart begeistert.

Von 1981 bis 1999 war Großer Kreisheimatpfleger des Landkreises Starnberg. In dieser Eigenschaft hat er das Volksmusikseminar des Landkreises ins Leben gerufen. Es wird seither jährlich durchgeführt und erfreut sich größter Beliebtheit bei Jung und Alt.

Als „wandelndes Lexikon“ ist Großer Ratgeber von Volksmusikgruppen in Sachen Tracht, Volkskunde, Brauchtum und bayerischer Lebensart. Er ist Bewahrer und Sammler überlieferter Dokumente der regionalen Musikkultur im Raum Starnberg. Freudig und humorvoll begeistert er bis heute, Jung und Alt für Tradition und bayerische Lebensart.

Bisherige Auszeichnungen:

  • 1987 Goldene Bürgermedaille der Stadt Starnberg
  • 2001 Bundesverdienstkreuz
  • 2013 Bezirksmedaille
  • Volksmusikpreis der Hanns-Seidel-Stiftung
  • Rundfunkmedaille

 

Dr. Friedrike Hellerer 

Dr. Friedrike Hellerer hat sich intensiv mit dem NS-Regime im Landkreis Starnberg beschäftigt und die Lokalgeschichte aufgearbeitet. Sie ist im Rahmen ihrer Recherchen immer wieder auf Opfer des Regimes gestoßen. Es ist ihr ein Anliegen, dass diese Opfer nicht vergessen werden. Die Opfer sind nicht nur Juden, Schwule und Lesben, sondern auch geistig und/oder körperlich Behinderte und politische Gegner. Hellerer belässt es nicht bei der Aufarbeitung der Nazizeit, sondern setzt sich dafür ein, dass sichtbare Zeichen gesetzt werden, damit die Verbrechen des NS-Regimes nicht in Vergessenheit geraten. Nach Meinung der Jury ist diese moderne Art der Heimatpflege besonders zu würdigen. Heimatpflege heißt auch, schwierige Themen aufzugreifen. Besonders hervorgehoben wurden dabei, dass örtliche Schulen die Aufarbeitungen von Dr. Hellerer nutzen, um Schülern die Entwicklung der NSDAP nahe zu bringen. Der örtliche Bezug mit Opfern und Geschädigten der Region, bringt Schülern eine Zeit, zu der sie keinen Bezug mehr herstellen können, nahe und weckt ihr Interesse. Der Preis soll, betont die Jury, Dr. Hellerer Anerkennung und Bestätigung für ihren Einsatz wider des Vergessens sein. „Gerade jetzt sei es wichtiger denn je, dass unsere Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.“

Dr. Hellerer hat an der Uni in München Bayerische Landesgeschichte studiert. Das Studium war der Anlass für sie, sich intensiver mit der Geschichte ihrer Heimatgemeinde und mit der jüngeren Geschichte des Landkreises Starnberg zu befassen. Schwerpunkt war dabei die Geschichte des 20. Jahrhunderts und hier insbesondere die Lokalgeschichte nach dem 1. Weltkrieg. Sie hat dabei vieles aufgearbeitet und wissenschaftlich erfasst, was bislang unbeachtet geblieben ist. Mit ihrer Dissertation über die Entwicklung der NSDAPim Landkreis und auch in Herrsching hat sie ein heikles Thema angepackt. Sie befasst sich intensiv mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und greift Dinge auf, die andere lieber ruhen lassen. Dr. Hellerer führt immer wieder Vorlesungen aus ihrer Dissertation durch und hat mittlerweile eine aufmerksame Zuhörerschaft gewonnen.

Seit 2004 ist Dr. Hellerer Archivarin der Gemeinde Herrsching. Sie hat das Archiv aufgebaut, weil es zuvor keines gab. Sie ist Gründungsmitglied des Herrschinger Kulturvereins und nützt auch diese Basis, um ihrem Anliegen zur Aufarbeitung und Verbreitung der dunklen Vergangenheit der Region nachzukommen.

Dr. Hellerer ist 2. Vorsitzende im Verein für Archäologie und Geschichte Herrsching. Der Verein hat sich der Ortsgeschichtsforschung verschrieben und betreut den Archäologischen Park und die Adelskirche.

Hervorzuheben ist außerdem, dass Dr. Hellerer einen Archivstammtisch ins Leben gerufen hat. Bei dem Stammtisch treffen sich die Archivare und Ortshistoriker aus dem gesamten Landkreis alle zwei Monate und tauschen sich aus. Netzwerke werden hergestellt, Hilfestellung bei Fragen und Anliegen werden gegeben und aktuelle Themen werden erörtert. Frau Dr. Hellerer ist diese Vernetzung ein großes Anliegen und sie setzt sich sehr dafür ein. Das neueste Projekt, dass sie am Archivstammtisch angestoßen hat, beschäftigt sich mit Flüchtlingen und Vertriebenen der Nachkriegszeit. Es sollen Interviews mit den letzten noch lebenden Zeitzeugen gesammelt und ausgewertet werden.

Ihre Magisterarbeit hat Dr. Hellerer über die Geschichte der Finanzschule Herrsching geschrieben. Sie hat erstmals die Geschichte der Schule wissenschaftlich sauber und nachvollziehbar dargestellt, und damit über kursierende Gerüchte und Mutmaßungen aufgeräumt.

 

Kaiserin Elisabeth Museum Possenhofen e. V. 

Der Verein führt und betreibt das Kaiserin Elisabeth Museum in Possenhofen ehrenamtlich. Das ehrenamtliche Engagement des Vorstands mit seiner äußerst engagierten Vorsitzenden Rosemarie Mann-Stein und der Damen, die durch das Museum führen, ist unermüdlich. Das Museum gibt es seit 2005. Es hat sich mittlerweile zu einem international gefragten touristischen Anziehungspunkt in der Region entwickelt. Die Besucher kommen aus aller Welt. Mit dem Anerkennungspreis soll nach Worten der Jury „neben dem großen ehrenamtlichen Einsatz auch die kindgerechte Vermittlung der Heimatgeschichte gewürdigt werden.

Der Verein Kaiserin-Elisabeth-Museum-Possenhofen e. V. wurde 2005 gegründet. Er ist aus der Sammlung Heinemann entstanden, welche die Gemeinde Pöcking vor etwa 15 Jahren erwerben konnte. Paul und Anita Heinemann hatten im historischen Bahnhof von Possenhofen zusammen mit Dr. Stappert eine eindrucksvolle Sammlung von Andenken an Kaiserin Elisabeth von Österreich gesammelt und ausgestellt. Die Sammlung war damals nur Insidern bekannt.

Die Gemeinde Pöcking hat die im Privatbesitz befindlichen Räume im Bahnhof Possenhofen langfristig angemietet. Sie hat die Räume hergerichtet und dem Verein zur Verfügung gestellt.

Mittlerweile besuchen etwa 10.000 Gäste das Museum. Das ist für so ein kleines Museum eine sehr beachtliche Zahl. Insbesondere auch deshalb, weil das Museum immer nur vom 1. Mai bis 31. Oktober geöffnet ist. Auf Anfrage werden jedoch auch den Wintermonaten Führungen angeboten und am 24. Dezember (Geburtstag von Kaiserin Elisabeth) versteht sich das von selbst. Für den reibungslosen Ablauf sorgen rund 20 ehrenamtliche Damen, die mit Liebe und Detailwissen durch das Museum führen.

Dem Verein ist es ein großes Anliegen mit falschen Geschichten um Kaiserin Elisabeth aufzuräumen und den Besuchern ein realistisches Bild zu präsentieren. Dafür wird die Sammlung, wenn sich irgendeine Gelegenheit ergibt, immer wieder mit neuen Exponaten erweitert. Gerade die Vorsitzende Rosemarie Mann-Stein hat sich hier schon einen Namen gemacht. Sie ist in der Szene gut bekannt, so dass sie auch Geheimtipps von Kunstexperten bekommt und dann zu Auktionen fährt um wieder ein Stück zu ersteigern. Auch Sendungen, bei denen es um Antiquitäten geht, verfolgt sie mit großem Interesse. Vor Kurzem etwa lief „Bares für Rares“ im Fernsehen, eine Sendung, in der Kunstgegenstände gehandelt werden. In der Sendung wurde ein goldener Rubinanhänger mit Diamantrosen präsentiert. Rosemarie Mann-Stein hat das Monogramm von Sophie Charlotte, die mit König Ludwig II. verlobt war, erkannt. Die Fernsehexperten nicht. Jetzt ist das gute Stück im Museum in Possenhofen zu besichtigen.

Ein besonderes Anliegen des Vereines ist es, die Geschichte „Ihrer Kaiserin“ auch Kindern nahezubringen. Mit dem „Sisi-Mobil“ bringen sie die Geschichte der Wittelsbacher und insbesondere die Geschichte der Kaiserin Elisabeth in die Schulen. Die neueste Errungenschaft, bzw. Idee die innovativ umgesetzt wurde, ist ein Audio-Guide von Kindern für Kinder. Dabei haben sich zwei Pöckinger Kinder (Lisa und Verena, beide 9 Jahre alt) die für sie spannendsten Objekte ausgesucht und erklären sie. Kinder können so, per Handy und mit App, das Museum eigenständig und kindgerecht erleben. In 25 Stationen werden sie durch die drei Räumen geführt. Wer kein eigenes Handy hat, kann sich eines im Museum ausleihen.

Das Museum ist darüber hinaus kein statisches Museum. Immer wieder finden Sonderausstellungen und Vorträge statt. Das trägt dazu bei, gerade auch die heimische Bevölkerung mit der Geschichte der Region vertraut zu machen und das Museum für sie zu einem Ort zu machen, den sie immer wieder gerne besuchen. Dass das klappt, konnte man am Tag der offenen Tür sehr eindrucksvoll feststellen.

Das große Engagement der Vereinsmitglieder wurde auch 2017, beim Einsturz der historischen Decke, beeindruckend unter Beweis gestellt. Alle haben mit Feuereifer daran gearbeitet (Exponate wurden gereinigt, eingelagert und wieder aufgebaut), damit das Museum pünktlich zum Saisonstart wieder öffnen konnte.

 

 

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Video der Preisverleihung

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