Seiteninhalt
Presseinformation vom 17.07.2024:

Kulturpreisträger Landkreis Starnberg

Auszeichnungen für Daria Kuschev, Raphael Christoph sowie die Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling (hier: Filmdreh zum Malerfürsten Friedrich August von Kaulbach mit Ulrike Roos von Rosen)

Der Landkreis Starnberg verleiht auch 2024 wieder Kulturpreise. Ausgeschrieben war heuer die Sparte „Foto-, Film- und Videokunst“. Filmemacherin Daria Kuschev aus Starnberg überzeugte die Jury mit ihren einfühlsamen Dokumentarfilmen und wird mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Der 16-jährige Raphael Christoph aus Stockdorf beeindruckt mit herausragenden Naturfotografien und erhält den Kulturförderpreis des Landkreises. Und die Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling wird für ihr Engagement und ihren Einfallsreichtum zur Stärkung des Miteinanders der Dorfgemeinschaft mit dem Anerkennungspreis des Landkreises ausgezeichnet.

Daria Kuschev

Nach Meinung der Fachjuroren erzeugt Daria Kuschev (33 Jahre) mit ihren Filmen Momente, die man nicht vergisst. Der jungen Starnberger Filmemacherin Daria Kuschev gelingt es in ihrem Kurzfilm „Clowns Elegie“ in nur 25 Minuten, alles, was das Leben ausmacht, auf höchst einfühlsame Weise zu beschreiben. Sie begleitet zwei Klinik-Clowns, wie es schon so viele Autoren oder Filmemacher vor ihr getan haben. Dass Kuschevs Arbeit so stark nachwirkt, liegt an ihrer klugen Auswahl von Zitaten, an ihrem Mut, auch die Stille auszuhalten, in herzzerreißenden Szenen hinzuschauen und an ihrem Talent, die Menschen in ihrem Wesen zu erkennen – sie zu zeigen, ohne sie je aus- oder bloßzustellen. Diese Fähigkeiten werden bereits in ihrem siebenminütigen Film „Nadeschda“ von 2013 deutlich. Daria Kuschev hat sich damals als ehrenamtliche Übersetzerin in der Krebs-Stiftung „Initiative für krebskranke Kinder“ engagiert. Die dabei gemachten Erfahrungen haben sie unverkennbar geprägt. Mit hohem Einfühlungsvermögen gelingt es ihr, diese Nadeschda den Zuschauerinnen und Zuschauern nahe zu bringen. Nicht als „die Krebskranke“, sondern als Mensch. Mit Hoffnungen und Freuden und Leiden und Sehnsüchten, Tränen und Lachen. Das ganze Leben eben. Auf dem Fünf Seen Filmfestival im September wird der neue Film von Daria Kuschev „Wie im Himmel so auf Erden“ gezeigt. Es geht darin um das russisch-orthodoxe Frauenkloster in Buchendorf bei Gauting. Unter der Leitung von Äbtissin Maria leben dort 13 Schwestern internationaler Herkunft, die einer strengen hierarchischen Ordnung folgen. Entlang der wechselnden Jahreszeiten erzählt der Film in stillen Bildern von der harten, körperlichen Arbeit und dem streng geregelten Tagesablauf der Nonnen und zeigt gleichzeitig eine gewisse humorvolle Atmosphäre, die im Kloster herrscht. Ein Kaleidoskop von Schicksalen, Begegnungen und Trennungen. Eine Vielfalt an Menschen und ein Ort, der verbindet.

Bewusst hat sich Daria Kuschev für das Genre des Dokumentarfilms entschieden. Nach Meinung der Fachjuroren ein absolutes Glück. Denn mit ihrer feinfühligen Art vertraut sie auf das Drehbuch, das das Schicksal schreibt. Es lohne sich sehr, hinzusehen.

Daria Kuschev kommt aus einem Dorf in Kasachstan. Dort gab es kein Kino und anfangs auch kein Fernsehen. Als dann die Fernseher kamen, war Daria Kuschev schnell von Dokumentarfilmen begeistert. Besonders von denen, bei denen Menschen und ihre Biografien im Mittelpunkt standen. Als Jugendliche ist Daria Kuschev mit ihrer Familie nach Bayern gezogen. Seit 2016 lebt sie in Starnberg. Von 2012 bis 2015 und 2018 bis 2023 hat Daria Kuschev an der Hochschule für Fernsehen und Film München „Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik“ studiert. 2015 bis 2016 war sie mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in New York auf dem Wagner College.

Raphael Christoph

Der 16-jährige Raphael Christoph hat die Jury mit seinen Arbeiten im Bereich der Naturfotografie beeindruckt. Nach Meinung der Fachjuroren zeigt Raphael ein bemerkenswertes Talent für präzises Beobachten, das Erkennen besonderer Momente und Motive sowie deren gekonnte Umsetzung mit der Kamera. Dies gilt besonders für seine Aufnahmen von Tieren.

Tiere sind in der Fotografie allgegenwärtig, sei es in der Wissenschaftsfotografie, der Werbung, in Kalendern, Postkarten, Fotobüchern oder Fotobänden. Tiere können im Fokus stehen oder den Menschen begleiten, wobei die Kamera mal das ‚Tierliche‘, mal das ‚Menschliche‘ in ihnen sucht. Dabei ist es bekannt, dass die Fotografie von Tieren oft herausfordernd ist. Den richtigen Moment einzufangen, ist meist schwierig – viele Tiere müssen erst aufwändig aufgespürt werden. Manchmal bedient die Tierfotografie Sehnsüchte und Bewusstsein für bedrohte Arten, während andere Fotografien, wie die Jagd- und Trophäenfotografie, menschliche Überlegenheit darstellen. Fotografien aus der Tierrechtskunst hingegen bezeugen Tierleid und setzen sich für Tierwohl und Tierschutz ein. Auch zeigt die Brieftaubenfotografie des Ersten Weltkriegs, dass Tiere unter bestimmten Umständen selbst zu Akteuren der Fotografie werden können. Raphael Christoph steht zwangsläufig in dieser Tradition der Tierfotografie, auch wenn ihm viele dieser Aspekte möglicherweise noch nicht vollständig bewusst sind. Der von der Jury verliehene Preis soll ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch die Möglichkeit bieten, sich weiter mit der Geschichte und den Facetten seines gewählten Genres auseinanderzusetzen.

Raphael Christoph wohnt in Stockdorf und besucht die Montessorischule Großhadern. Mit sechs Jahren  hat er sich von seinem Taschengeld eine erste kleine Kompaktkamera gekauft. Er war von  Anfang an von der Natur- und Tierfotografie begeistert und hatte ab dieser Zeit stets seine Kamera dabei. Mit Workshops und Praktika bei verschiedenen Fotografen baut er seine Kenntnisse kontinuierlich aus. Viele seiner Fotografien wurden bereits ausgestellt. Bei verschiedenen Fotowettbewerben hat er diverse gute Platzierungen erreicht.

Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling

Die Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling wird mit dem Anerkennungspreis des Landkreises ausgezeichnet, da sie sich in besonderer Weise für das Miteinander einsetzt.

Der Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling unter Leitung von Ulrike Roos von Rosen gelingt nach Meinung der Jury das Miteinander-Verhandeln, Miteinander-Sich-freuen und Miteinander-Gestalten exemplarisch. Ausgehend von der eigenen Geschichte, in der Wessling nach und durch einen Besuch Auguste Renoirs zur Künstlerkolonie aufstieg, erschuf die Gruppe mehrere Filme, darunter „Prinz Achmed und die Feenkönigin“ nach einem Märchen aus 1000 und 1 Nacht,
„Ein Sommernachtstraum“ nach Shakespeare, „Wie Schwanensee“ nach Tschaikowsky/Felix Mendelssohn Bartholdy,  "Auguste Renoir und seine Zeit in Weßling" und schließlich "Friedrich August Kaulbach (1850 bis 1920): Szenen aus dem Leben des Künstlerfürsten in Ohlstadt und München". 

Besonders und fast beispielgebend an dieser Arbeit ist das Einbeziehen vieler Helfer und Helferinnen, die Kostüme, Musik, Texte entwerfen, bis hinein in das kleinste Detail oder den kleinsten Faltenwurf, alles nach langer Recherche. Schließlich handelt es sich um Filme über das 19. und frühe 20. Jahrhundert. Getragen wird diese Arbeit von Akteuren im Alter von 2 bis 94 Jahren. Sie verkörpern das Miteinander einer Dorfgemeinschaft exzeptionell und fördern das Kulturleben in der Gemeinde Weßling so stark, dass der Anerkennungspreis des Landkreises Starnberg in höchstem Maße verdient ist.

Vor etwa 12 Jahren wurde von Ulrike Roos die Kulturgruppe gegründet, die heute als Teil des Integrationspunktes Weßling an die Nachbarschaftshilfe Weßling angegliedert ist.

Die Nachbarschaftshilfe leistet immer dort Unterstützung, wo sie gebraucht wird: von Mensch zu Mensch, von Nachbar zu Nachbar. Sie bietet Unterstützung und Gemeinschaft für Menschen jeden Alters, für Kinder, Familien, Singles, alte Menschen, für Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch Freizeit, Kultur, Hobbies und Feiern kommen nicht zu kurz. 

Insofern passt die Kulturgruppe dort sehr gut.

Die Kulturgruppe hat sich für ihre Arbeit mit geflüchteten und einheimischen Kindern und Jugendlichen vorrangig zwei Ziele gesetzt: einerseits die Einführung in den praktischen künstlerischen Umgang mit Materialien und Techniken und andererseits die sog. „kulturelle Teilhabe“. Dabei werden Filme mit Einheimischen und Geflüchteten, als gemeinsames Projekt erstellt. In Workshops wurden die Filme konzipiert, die Requisiten wurden erstellt und die Filme wurden schließlich mit professioneller Unterstützung gedreht und nachbereitet.

Auf diese Weise sind unter der Leitung von Ulrike Roos vier kurze Dokumentationen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie acht Spielfilme entstanden.

Mit dem Film „Renoir – und seine Zeit in Weßling“ wurde die Kulturgruppe 2022 von der Regierung von Oberbayern mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.

Kulturpreise des Landkreises

Am 15. Juli trat die Jury zur Vergabe der Kulturpreise zusammen. Der Jury gehörten an: Landrat Stefan Frey, je ein Vertreter der Kreistagsfraktionen, Kreisheimatpfleger Manfred Schulz, Barbara Beck als Kulturbeauftragte des Landratsamtes sowie Katja Kraft, Rudolf Scheutle und Matthias Helwig als Fachjuroren. Die Fachjuroren hatten sich schon im Vorfeld intensiv mit den eingereichten Vorschlägen und Bewerbungen befasst. Katja Kraft ist Redakteurin im Feuilleton des Münchner Merkur, Rudolf Scheutle ist der stellvertretende Leiter der Sammlung „Fotografie“ des Münchner Stadtmuseums und Matthias Helwig ist der Betreiber der Breitwandkinos im Landkreis. Alljährlich veranstaltet er das international beachtete Fünf Seen Filmfestival und hat für sein Wirken 2016 den Kulturpreis des Landkreises Starnberg erhalten.

Zur Diskussion standen 15 Bewerbungen und Vorschläge.

Die Kulturpreise werden seit 2002 jährlich in wechselnden Kategorien vergeben.

Kulturpreise im Bereich „Foto-, Film- und Videokunst“ haben bereits erhalten:
Gregor M. Schmid (2002) Ludwig Ott und Katharina Kreye (2009), Matthias Helwig (2016).

Kulturförderpreise haben bisher erhalten:  
Ilenna Cosmovici (2002), Video Aktiv Gruppe Christoph Probst Gymnasium Gilching (2009), Johanna Schlüter und Christopher Bodenstein (2016)

Der Kulturpreis ist mit 3.000 Euro, der Kulturförderpreis mit 2.000 Euro und der Anerkennungspreis mit 1.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung wird im Herbst im Landratsamt stattfinden.

 

Kulturpreisträger Landkreis Starnberg
Auszeichnungen für Daria Kuschev, Raphael Christoph und die Kulturgruppe der Nachbarschaftshilfe Weßling

Pressefoto

Kulturpreisträger Landkreis Starnberg
  • Bildbezeichnung: Kulturpreisträger Landkreis Starnberg
  • Bild-ID: 2235.2463.1
  • Dateityp: Jpeg Grafik
  • Dateigröße: 3.5 MB
  • Bildmaße: 2880 * 1920 Pixel
  • Bild herunterladen

 


Zuständige Stelle

BürgerService
Fachbereich 10

Strandbadstraße 2
82319 Starnberg

08151 148-77148
08151 148-11160
buergerservice@LRA-Starnberg.de
Internet: https://www.lk-starnberg.de/10

Servicezeiten

Persönliche Besuche nach vorheriger Terminvereinbarung.

Montag: 8 Uhr bis 16 Uhr
Dienstag: 8 Uhr bis 16 Uhr
Mittwoch: 8 Uhr bis 14 Uhr
Donnerstag: 8 Uhr bis 18 Uhr
Freitag: 8 Uhr bis 14 Uhr