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Ein Hotspot braucht Ruhe!

Ein Hotspot braucht Ruhe! Das Wasser spritzt in die Höhe, als Sascha Scharpff den 75 Kilo schweren Stein vom Arbeitsboot aus ins Wasser fallen lässt. Die befestigte Kette rasselt vom Boot, bis die schwere Last am Grund des Starnberger Sees angekommen ist.

Bis zu 20 Meter ist es hier tief. Aber das Wasser ist heute nicht nur unter dem Boot, der Regen und die kühle Witterung lassen erahnen, dass es kein allzu angenehmer Arbeitstag für Daniela Böhm und Sascha Scharpff von der Unteren Naturschutzbehörde werden würde.

Das „Go“ für den Steinwurf kam von Bernhard Döhla, vom gleichnamigen Bootsservice aus Ammerland. Ein Fachmann auf, im und unter Wasser. In seinem Navigationssystem hat er die Geodaten für die Bojenstandpunkte eingezeichnet.


Ein GPS-System an Bord macht ein punktgenaues Setzen möglich. „Damit stellen wir sicher, dass die Winterruhezone, die durch die Bojen markiert ist, genau mit den gesetzlichen Vorgaben in der Verordnung übereinstimmt“, erläutert Scharpff.

Ein Hotspot braucht Ruhe! 15 gelbe Bojen mit Hinweistafeln schwimmen gut 7 Stunden später auf dem Wasser rund um die Roseninsel. 120 Hektar ist die Fläche groß, für die das Landratsamt von Anfang November bis Ende März eine Ruhezone angeordnet hat (s. Karte).

„Bisher galt eine freiwillige Vereinbarung mit den Wassersportvereinen, Ruderclubs, Fischern und Hafenbetreibern. Die haben sich auch vorbildlich daran gehalten. Aber wir müssen auch die privaten, nicht in Vereinen organisierten Freizeitsportler im Blick haben“, erklärt Daniela Böhm die neue Winter-Verbotszone.




Die Ruhe suchenden Wasservögel werden es auf jeden Fall danken, so viel steht fest. Denn wer im Winter an der Roseninsel vorbei spaziert, ist nicht selten erstaunt über die unzähligen Wasservögel, die dort in äußerster Ruhe Erholung suchen. Es sind tausende!

Doch nicht selten werden sie von unnachsichtigen Freizeit- und Wassersportlern aufgescheucht. Die milden Winter locken die Wassersportler inzwischen auch dann auf den See, wenn eigentlich Ruhe herrschen sollte. Dabei brauchen die Tiere die Ruhephase zur Erholung und zur Nahrungssuche um Energie zu tanken für die kalten Monate und den langen Rückflug. Energie, die ihnen durch das Aufschrecken und fluchtartige Auffliegen wieder verloren geht. Doch der Winter ist lang, die Fettdepots schrumpfen und am Ende ist der Zugweg in die Brutgebiete noch weit.

Ein Hotspot braucht Ruhe!
© Andrea Gehrold 
Ein Hotspot braucht Ruhe!
© Christian Haass 
Wer jetzt meint, hier gibt es doch nur Schwäne und Stockenten, der irrt sich gewaltig. „Hier kann man viele seltene Arten beobachten.
Dazu zählen die kleinen Zwerg- und Schwarzhalstaucher, die Tafelente mit ihrem rotbraunen Kopf, die dunkel gefärbten Arten Bergente und Samtente, oder der elegante Prachttaucher“, erklärt Dr. Andrea Gehrold, seit 2014 Gebietsbetreuerin für den Starnberger See.


„Viele dieser Tiere brüten im hohen Norden (von Skandinavien bis Nordasien) und sind in ihrer Art gefährdet“, sorgt sich Gehrold. Der Starnberger See zählt zu den bedeutendsten Rast- und Überwinterungsgebieten für Wasservögel im gesamten Voralpenraum.

Jeden Winter kommen hier über 20.000 Tiere und über 40 verschiedene Vogelarten zusammen. Das Gebiet um die Roseninsel ist dabei der Hotspot am Starnberger See.

Auf nicht einmal acht Prozent der Seefläche sammeln sich bis zu 40 Prozent der rastenden Wasservögel. „Die Einrichtung der Ruhezone ist daher absolut richtig“, ist Gehrold überzeugt.

Ein Hotspot braucht Ruhe! Die Spielregeln am und auf dem See hat die gwt Starnberg heuer, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und vielen weiteren Akteuren, in einem Flyer „Sicherheit am und Auf dem See – Rücksichtsvoll und umsichtig – zum Schutz von Mensch, Tier und Natur“ zusammengefasst. Darin ist die neue Winter-Ruhezone bereits enthalten. Die neue Schutzzonen-Verordnung um die Roseninsel gilt vom 1. November bis 31. März jeden Jahres und ist nachzulesen unter www.lk-starnberg.de/Bürgerservice/Umwelt-Natur-Klimaschutz/Wasser-Seen/Winterruhezone/

„Wir bitten alle Freizeitsportler, sich daran zu halten“,  lautet der Appell von Böhm und Scharpff.  „Wer sich nicht daran hält, für den kann das teuer werden. Bis zu 5.000 Euro sieht die neue Verordnung für Verstöße vor. Und das gilt es auf jeden Fall zu vermeiden!“



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