Ein Lauf der süchtig macht ... 40. Ausgabe des Landkreislaufes
Süchtig nach Bewegung, Sportlichkeit, Geselligkeit, Gemeinschaft
Erschöpft aber glücklich kommen die Läuferinnen und Läufer von der Strecke. Die Nachläufer warten dicht gedrängt im Wechselbereich auf die Stabübergabe. Die Szene wiederholt sich alljährlich. Es ist der zweite Oktobersamstag, es ist wieder Landkreislauf (LkL). Seit 40 Jahren rennen Vereine, Schulen, Firmen, Sportstudios, Lauftreffs und Gastmannschaften für ihre Gesundheit und zum Spaß an der Freude. Aus dem einstigen Strecken-Staffellauf hat sich die inzwischen größte Breitensportveranstaltung der gesamten Region entwickelt. Zweifellos eine Erfolgsgeschichte!
2024, also in den 40 Jahren waren es 47.740 Teilnehmer auf den Strecken mit 5.104 Mannschaften. Das macht in der Summe genau 200.481 Kilometer. Also rund 4.000 Mal um den Starnberger See oder gut fünf Mal um die Erde. Heuer war Maising, ein Ortsteil von Pöcking, Austragungsort. Das Bundeswehr Ausbildungszentrum CIR ist diesmal bereits zum dritten Mal der Ausrichter in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Pöcking und unterstützt damit die Veranstalter, den Fachbereich Jugendarbeit, Erziehungsberatung und Sport des Landkreises Starnberg mit dem Sportkreis Starnberg im BLSV. Großzügig unterstützt wird der Lauf aber auch von zahlreichen Sponsoren.
Historie oder wie alles anfing:
Eine Idee bekommt Beine
Im Landkreis Augsburg fand Anfang der achtziger Jahre der erste Landkreislauf statt. Ziel war es, die verschiedenen Teile des durch die Landkreisgebietsreform neu gebildeten Landkreises Augsburg miteinander läuferisch zu verbinden. Der Bayerische Landkreistag empfahl diese Veranstaltung auch anderen Kreisen. Dem damaligen Jugendamtsleiter Bernhard Frühauf und Dirk Marsen vom BLSV gefiel diese Idee. Er bat daher den damaligen Landrat Dr. Rudolf Widmann um Unterstützung für eine solche Laufveranstaltung. Dr. Widmann erklärte: „Meine Unterstützung haben sie, aber nur, wenn ich nicht mitlaufen muss.“ Nach vielen Besprechungen folgte am 19. Oktober 1985 der erste Landkreislauf.
Vom Strecken-Staffellauf zum Kleeblatt
Anfangs war er als Strecken-Staffellauf mit 10 Läuferinnen und Läufern über die Marathondistanz quer durch das Kreisgebiet konzipiert. Ab 1992 musste er sich wegen ständig steigender Teilnehmerzahlen auf einen - jedes Jahr wechselnden Austragungsort - „beschränken“. Geblieben ist die Marathondistanz die jetzt in Form eines „Kleeblatts“ mit drei unterschiedlichen Runden zu absolvieren ist. Start und Ziel jedes Läufers ist am gleichen Ort. Das ist spannender für alle Teilnehmenden und Zuschauer und lässt die Zeitnahme jeder Etappe zu.
Heute größte Breitensportveranstaltung
Er hat sich in den vierzig Jahren zu einem der beliebtesten Breitensportevents im Landkreis Starnberg entwickelt. Es ist ein Zusammenkommen von Jung und Alt. Fast alle Landkreisgemeinden und die Stadt Starnberg sind in diesen Jahren nicht nur einmal als Ausrichter mit von der Partie gewesen.
Die zwei größten Veränderungen in den vierzig Jahren waren zum einen, dass es vom anfänglichen Strecken-Staffellauf, 1992 zum Kleeblatt-Lauf wurde und zum anderen, dass die Teamstärke 2022, nach den beiden Landkreislauf Light Varianten (wegen Corona) nach einer Umfrage bei allen Mannschaftsführern, bis heute von zehn auf sechs Läuferinnen und Läufer geblieben ist und damit auch die Gesamtdistanz entsprechend angepasst wurde auf rund 27 Kilometer. Es folgte der Bambinilauf, Kindermannschaften und Teilnehmende der Behindertenwerkstätte. Auch Gastmannschaften von auswärts treten an, wie aus Regen, Bad Dürkheim, Mittelsachsen, Calw und Haßloch. Zurückblickend kann man sagen, dass sich dieses wunderbare Sportereignis in den vier Jahrzehnten bestens entwickelt hat und noch lange kein Ende in Sicht ist.
Heiter und Besonders
Natürlich gehört auch Heiteres und Kurioses zu jedem Lauf. So passiert es immer wieder, dass ein Läufer im Wechselbereich steht und auf seinen Nachläufer wartet. Manche „Schläfer“ gaben als Grund an, dass sie Bekannte vom vergangenen Jahr getroffen haben und sich verratscht haben, andere waren beim Warmlaufen und hatten nicht mit der Schnelligkeit des Vorläufers gerechnet. Natürlich gibt es auch Irrläufer, Doppelläufer, Barfußläufer und Lederhosenläufer.
Wir Landratsamtler
Dass sich die Zeiten ändern, sieht man schon an den Landräten. Dr. Widmanns Nachfolger, Heinrich Frey, lief plötzlich selbst mit und seit Karl Roth, gibt es sogar eine eigene „Landrat, Bürgermeister & Friends-Gruppe“, in der unser jetziger, sportlicher Landrat Stefan Frey, sehr ambitioniert, selbst mitläuft. Dieses Jahr sind diese Landratsamt Mannschaften mit dabei: die LRA Flitzer, Mixed, Die Umweltfreundlichen und Youngsters. Auch der Koordinator und Veranstalter im Landratsamt, Markus Lübbe vom Team Jugendarbeit und die Stellvertretende Fachbereichsleiterin Jugendarbeit, Erziehungsberatung und Sport, Melanie Rigorth laufen selbst mit.
Selbstverständlich ist auch der langjährige Mitverantwortliche und jetzige Ruheständler Bernhard Frühauf am Start und lässt sich den 40. Landkreislauf nicht entgehen. Deshalb ein paar Fragen an ihn:
Bernhard, eigentlich gehörst du ja auch in die Jubiläumsstaffel? Warum sind es bei dir aber „nur“ 39 Läufe?
Ich war Hauptverantwortlicher des Landratsamtes für den 1. Lauf quer durch den Landkreis. Deshalb musste ich im Auto des Einsatzleiters des Roten Kreuzes sitzen, um bei Bedarf Informationen und Hinweise für Notsituationen geben zu können. Dabei wurde ich fast nicht gebraucht. So war ich bei allen 40 Landkreisläufen organisatorisch und/oder läuferisch dabei. Außerdem hätte ich ja gar keinen Platz in dem jetzigen 6er-Team. 😉
Was verbindest du mit dem Landkreislauf?
Zusammen mit Dirk Marsen war die Einführung eine glänzende Idee aber auch ein mutiges und zeitaufwändiges Vorhaben. Leider ist er letztes Jahr verstorben und ich habe damit einen guten Freund verloren. Neben Dirk und seinen nachfolgenden BLSV-Vorständen habe ich viele engagierte und fördernde Freunde kennengelernt. Sehr froh bin ich auch, dass fast keine Unfälle und größere Verletzungen passiert sind, was für gute Organisation und Vorbereitung der Teilnehmer spricht.
Mit welchem Gefühl läufst du den 40. Landkreislauf?
Mit großer Freude, dass ich -zwar langsamer und kürzer- aber immer noch mitlaufen kann. Ich danke dem Herrgott für meine Gesundheit und die noch vorhandene Ausdauer und es macht mir auch immer noch Spaß, Mannschaften für den Lauf zu organisieren und mit ihnen zu trainieren.
Was ist das Besondere für dich an diesem Lauf?
Zwei Mannschaften „Gründer & Legenden“ an den Start zu bekommen, die mit dazu beigetragen haben, dass der Starnberger Landkreislauf eine beliebte und die größte Sportveranstaltung im Landkreis geworden ist und dass so viele Gastmannschaften wie noch nie dabei sind. Meine Hochachtung und Gratulation an die sechs Dauerläufer. Ich finde es sehr schön, dass sie alle zusammen mit der Startnummer 1 an den Start gehen. Seit 40 Jahren lebt und entwickelt sich der Starnberger Landkreislauf und ich wünsche ihm noch viele erfolgreiche Jahre!
>Bernhard Frühauf, aus der Mannschaft „Gründer & Legenden“
Die Jubiläumsstaffel
Eine eigene Mannschaft mit der Startnummer 1, das ist die Jubiläumsstaffel. 240 Jahre Landkreislauferfahrung geben in dieser Staffel dieses Jahr wieder mal ihr bestes.
Die Jahre davor liefen sie zwar in unterschiedlichen Mannschaften, aber eines haben diese sechs Personen gemeinsam: Sie waren allesamt beim ersten Landkreislauf 1985 in Starnberg am Start. 40 Jahre, 40 Läufe, Begeisterung und Sportlichkeit die ansteckt.
Bei den sechs Teilnehmern der Jubiläumsstaffel gibt es auch einen ehemaligen Mitarbeiter vom Landratsamt. Auch wenn es ihn dieses Jahr gesundheitlich sehr gebeutelt hat, war für ihn klar: bei dem 40. Lauf bin ich dabei!
Bei unserem Fototermin sehe ich eine fitte Mannschaft, der man die vierzig Landkreisläufe nicht ansieht. Aber klar, es sind natürlich auch sportliche Personen im normalen Leben. Da sind nahezu alle Sportarten vertreten. Von Rudern, Radeln, Schwimmen, Skifahren bis hin zum klassischen Laufen.
An ihren ersten Lauf können sich fast alle Jubiläumsläufer noch gut erinnern. Jeder hat seine eigene, spannende Geschichte dazu und auch die anderen Läufe und Erlebnisse werden unvergesslich bleiben. Eins ist aber bei allen gleich, es geht dabei um Sportlichkeit, in Bewegung zu bleiben aber auch die Geselligkeit und das familiäre Umfeld ist ein großer Pluspunkt bei dem Landkreislauf. Das er regional ist und keine Massenveranstaltung ist, macht diesen Lauf so beliebt. Bei unserer Jubiläumsstaffel sowieso, aber auch bei den vielen jungen Menschen, die immer wieder gerne mitmachen und bei dem alle Generationen vertreten sind.
Hier einige Erinnerungen und Zitate unserer Jubiläumsläuferin und den Jubiläumsläufer:
Susanne Niggl, die einzige Frau im Team, läuft die lange Runde und erzählt mir, wie sie zum Landkreislauf kam: „Nach einem kurzfristigen Ausfall eines Läufers in der Staffel, wurde ich von einem Bekannten gefragt, ob ich einspringe. Ich lief ohne zu wissen was mich erwartet die genannte Strecke und so begann der Landkreislaufweg. Ich lief für viele Mannschaften oder sprang ein, wenn jemand Ersatz brauchte. In schrecklicher Erinnerung sind die ersten Staffeln mit teilweise stundenlangen Wartens in der Pampa. Ich denke aber immer gerne zurück.“
Herbert Ober (zweiter von links), der älteste Läufer im Team erinnert sich, wie er dazu kam: „Durch den Gemeindelauf in Gauting kam ich als Ersatzläufer dazu. Zuvor bin ich schon einige Marathons, Stadt- und Bergläufe gelaufen, doch immer als Einzelkämpfer. An dieser Art eines Gemeinschaftslaufes hatte ich Freude. Ohne das Ziel eines Laufes würde ich eventuell in meinem Alter das Laufen aufhören. Es ist ein Hobby im Alltag, das nebenbei auch die Fitness und Gesundheit fördert. Der 40. Lauf bedeutet mir doch eine ganze Menge, wir sind alle 40 Jahre älter geworden und dem Laufen treu geblieben, mit all seinen Hochs und Tiefs.“
Werner Pellikan (links), ehemaliger Mitarbeiter des Landratsamtes kann sich auch noch sehr genau an seinen ersten Lauf erinnern und hat viele Geschichten auf Lager: „Ich habe die Läufe quer durch den Landkreis sehr geliebt. Ist aber klar, dass das heutzutage nicht mehr machbar ist. Soweit erinnerlich ist es dreimal passiert, dass beim Wechsel unser Folgeläufer noch nicht bereit gestanden ist. 1988 hatten Scherzbolde die Streckenmarkierung umgeleitet. Ich glaube, es war irgendwo nach Farchach. Auch unser Läufer ist dabei fast in eine Garage gelaufen. Schön war es, dass man jedes Jahr bekannte Läufer wieder getroffen und sich immer freudig begrüßt hat. Der 40. Lauf ist schon etwas Besonderes für mich. In manchen Jahren war es auch nicht so leicht, teilzunehmen. Anfang Mai habe ich mir einen Lendenwirbel gebrochen, musste zweimal operiert werden und war dann 5 Wochen auf Reha. Deshalb bin ich diesmal ganz und gar nicht fit. Meine Kollegen im Jubiläumsteam haben aber zugestimmt, dass ich mitlaufen darf, auch wenn ich sehr langsam sein werde. Vielen Dank dafür. Um dieses Jubiläum zu erreichen, gehört natürlich immer auch eine Portion Glück dazu, dass man immer fit ist. Der Landkreislauf ist einfach eine tolle Erfindung, bei der man dabei sein muss.“
Lorenz Schmidt (dritter von links) erzählt mir, warum er damals mitgemacht hat: „Wir waren 9 Läufer aus Hochstadt und einer aus Oberpfaffenhofen. So wurden die „Lauffreunde Hochstadt" geboren. Wir hatten nur wenig Erfahrung im Langstreckenlauf. Wir haben die letzten zwei Monate viel trainiert und sind dann überraschend Zweiter geworden. Man kann sagen, dass ganz Hochstadt aus dem Häuschen war. Wir waren einfach ein netter Haufen junger Männer die beweisen wollten, was sie läuferisch draufhaben. Wenn man schon über 20 mal dabei war, dann ist das jedes Jahr einfach ein „Muss". Der Landkreislauf gehört in mein Leben wie vielleicht für andere der Jährliche Oktoberfestbesuch.“
Josef Voggesser (fünfter von links) hat auch eine besondere Anekdote zu erzählen: „Etwas schwierig und nicht lustig gestaltete sich meine Teilnahme am 24. Landkreislauf. Meine Schwiegermutter verstarb leider kurze Zeit vor dem Landkreislauf und wir waren ab Freitag in Ostwestfalen zur Beerdigung. Gegenüber der Verwandtschaft stahl ich mich unter einem Vorwand am Freitagabend davon und fuhr in der Nacht zum Samstag 600 km zurück nach Hause um am Landkreislauf teilnehmen zu können. Natürlich ist der Lauf dieses Jahr für mich ein besonderer Lauf. Ich freue mich, dass es mir möglich war, über die 40 Jahre an allen Läufen teilgenommen zu haben. 40 Jahre machen einem allerdings auch bewusst, dass man langsam aber sicher zu den "Alten" zählt. Der Landkreislauf war immer der wichtigste Lauf in meinem Laufkalender.“
Detlef Schneider (rechts): „Es ist eine der schönsten Veranstaltungen über die Grenzen von Bayern hinaus, die weiterleben muss! Es haben sich daraus viele Freundschaften entwickelt und es motiviert zum Laufen. Er freut mich, dass ich heute bei dem 40. Lauf dabei sein kann. Und Durchkommen ist das Ziel und vielleicht nicht letzter zu sein.“
Und das sind sie nicht, die Läufer von der Jubiläumsstaffel! Großartig!!
40 Jahre, 40 Läufe, 2024 sollte die 200.000 Kilometer Marke geknackt werden und sie wurde mit Bravour geknackt. Er hat sich in den vierzig Jahren zu einem der beliebtesten Breitensportevents entwickelt. Die Begeisterung steckt an und es ist ein Zusammenkommen von Jung und Alt. Zurückblickend kann man sagen, dass sich dieses wunderbare Sportereignis in den vier Jahrzehnten bestens entwickelt hat und noch lange kein Ende in Sicht ist.
Es war eine super Stimmung vor Ort, bestens organisiert und für Groß und Klein. Das Wetter war ideal zum Laufen, also „ois easy“, wie ich gehört habe. Und wer jetzt auch Lust auf's Laufen bekommen hat, kann sich den Termin für nächstes Jahr gerne vormerken: 11. Oktober 2025 in Gilching.
Interessantes zu allen Landkreisläufen findet man unter:
Starnberger Landkreislauf / Landratsamt Starnberg Online (lk-starnberg.de)
Zitat
„Ich bin begeistert, wie viele Menschen, egal ob regelmäßige Wettkampfläufer und -läuferinnen oder Rookies, am Landkreislauf teilnehmen. Die unterschiedlichen Streckenlängen bieten nicht nur Einsteigern und Gelegenheitssportler, sondern auch den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Teil des Landkreislaufs zu sein; und das nicht nur als Einzelathleten und -athletinnen, sondern als Mannschaft – das finde ich durchaus gemeinschaftsstiftend. Gerade in den letzten Wochen vor dem Landkreislauf können alle die Strecken testen, und wenn man sieht, wie viele dieses Angebot nutzen, vor allem auch mit ihrer Mannschaft, zeigt es ja, dass sich alle bestmöglich und gemeinsam auf den Lauf vorbereiten. Durch die jährlich wechselnden Orte lernen die Läuferinnen und Läufer ganz neue Ecken und Strecken kennen, die man vielleicht sonst nicht entdeckt hätte.“
Markus Lübbe, Koordinator des Landkreislaufes
Sponsoren und Unterstützer:
AOK Bayern, Gemeinde Pöcking, HEINE Optotechnik, Kloster Andechs, Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, Solventum, Süddeutsche Zeitung, Trane Roggenkamp, TQ-Systems, Xenofit