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Presseinformation vom 18.02.2022:

Gilchinger Wildmoos wird renaturiert

Maßnahme zum Schutz von Natur, Klima und vor Hochwasser

In diesen Tagen beginnen die Arbeiten zur Renaturierung des Gilchinger Wildmooses. Das Naturschutzgebiet Wildmoos zeichnet sich durch eine einzigartige Vegetation aus. Allerdings droht das Wildmoos aufgrund der anhaltenden Entwässerung langsam auszutrocknen und somit dauerhaft verloren zu gehen. „Mit der Renaturierung wollen wir eine weitere Beeinträchtigung aufhalten und eine Neubildung des Moores wieder in Gang bringen“, erklärt Landrat Stefan Frey die Maßnahme. „Sie dient aber nicht nur dem Naturschutz, sondern ist auch ein Beitrag zum Klima- und Hochwasserschutz. Denn intakte Moore können erhebliche Wassermengen zurückhalten und binden einen nicht unerheblichen Anteil an CO2. Ich bin daher sehr froh, dass die überwiegende Mehrheit der Eigentümer dem Projekt sehr positiv gegenübersteht und wir damit heute den Startschuss für diese Maßnahme geben können. Ich danke aber auch den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde, sowie der Regierung von Oberbayern für ihre Arbeit und ihr Durchhaltevermögen.“ Die knapp 10 Jahre dauernde Vorarbeit mit intensiven Gesprächen und Abstimmungen haben sich gelohnt. „Zuletzt konnten wir im Dezember 2021 in intensivem persönlichen Austausch mit der Gemeinde Gilching, dem Kreisbauernverband wie auch dem Unternehmerverband UWS weitere Grundeigentümer von dieser sinnvollen Investition überzeugen“, so Frey, der in diesem Projekt einen Meilenstein für den Klima- und Umweltschutz in unserem Landkreis sieht. Frey: „Ein echtes Lehr- und Lernprojekt. Allen Beteiligten Anerkennung und Dank!“

Renaturierung: Natur-, Klima- und Hochwasserschutz

„Mit dem Einbau einer Vielzahl von Torfdämmen, sowohl in den vielen Seitengräben als auch im Hauptgraben soll der Wasserabfluss aus dem Moor verhindert werden. Auch der entwässernd wirkende Baumbestand muss reduziert werden. Damit wird der Lebensraum für die moortypischen Arten auf lange Sicht stabilisiert“, erklärt Petra Gansneder von der Unteren Naturschutzbehörde die Maßnahmen. Die Renaturierung des Wildmooses ist aber nicht nur für den Natur- und Artenschutz von besonderer Bedeutung, sie dient vor allem auch dem Klima- und Hochwasserschutz. Bei einer fortschreitende Entwässerung des Moores wird der Torf abgebaut und dabei das darin gebundene CO2 freigesetzt. Diese Freisetzung von CO2 wird durch die Renaturierung gestoppt und darüber hinaus werden durch die Neubildung von Torf ca. 0,5 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr aus der Atmosphäre dauerhaft gebunden. Zudem können von einem  intakten Hochmoor auch erhebliche Wassermengen zurückgehalten werden.

Gräben und Dämme

19 tief hinabreichende, wasserführende Schlitzgräben werden durch den Einbau von insgesamt 30 kleinen Dammbauwerken aus Nut- und Federbrettern aufgestaut und mit Torfsoden überdeckt. Dadurch wird der Grundwasserstand in diesem Teilbereich angehoben. Vor dem Anstau der Gräben werden im Umfeld der vorgesehenen Dammbauwerke Fichtenbestände entnommen, insgesamt etwa 1,5 Hektar. Eine Vernässung ohne die Fichtenentnahme ist kaum möglich. Das liegt einerseits an der Evapotranspirationsleistung der Fichten, also der Verdunstung des Wassers durch die Bäume. Andererseits besteht durch den Anstau des Wassers auch die erhöhte Gefahr eines Borkenkäferbefalls. Diese Maßnahmen werden bis Ende Februar, möglichst bei gefrorenem Boden durchgeführt.

Leider liegen dem Landratsamt noch nicht die Einverständnisse aller Eigentümer vor, so dass der Hauptgraben noch nicht angestaut werden kann. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir weitere Zustimmungen im Laufe des Jahres bekommen. Dann könnte im nächsten Winter die Renaturierung abgeschlossen werden“, berichtet Petra Gansneder.

Vielzahl an Grundeigentümern

Seit fast zehn Jahren verfolgt das Landratsamt Starnberg in Zusammenarbeit mit den Moorspezialisten an der Regierung von Oberbayern die Renaturierung des Wildmooses. Wegen der rund 130 beteiligten Eigentümer nimmt die für den Natur- und Klimaschutz so wichtige Renaturierung leider viel Zeit in Anspruch. In dieser Zeit wurden von Seiten des Landratsamtes in verschiedenen Veranstaltungen und persönlichen Gesprächen mit den Eigentümern die Maßnahmen und die Vorteile besprochen. Einige Eigentümer verkauften im Laufe der Zeit ihre Parzelle an den Landkreis, andere erteilten ihr Einverständnis und wieder andere verfolgen das Ziel sich finanziell an der Maßnahme zu beteiligen und dadurch sogenannte Ökokonto-Wertpunkte zu generieren.

Projektfinanzierung
Die Komplettvernässung wird rund 100.000 Euro kosten. Finanziert wird das Projekt zu 90 Prozent durch das Klimaschutzprogramm der Bayerischen Staatsregierung. Der Landkreis beteiligt sich mit 10 Prozent.

Vom Torfstich zum Naturschutzgebiet Wildmoos

Das Naturschutzgebiet Wildmoos mit seinen 45 Hektar umfasst eines der nördlichsten Hochmoore in Südbayern und stellt einen der größten Hoch- und Übergangsmoorkomplexe im Landkreis Starnberg dar. Es befindet sich im Gemeindebereich Gilching direkt an der Landkreisgrenze zu Fürstenfeldbruck in unmittelbarer Nähe zum Jexhof.

Vielen Einheimischen ist das Gebiet sicher bekannt, wurde doch bis in 1950iger Jahre Torf in dem Gebiet abgebaut. Dazu wurde es in über 100 Parzellen eingeteilt, so dass die ansässigen Familien einen Torfstich für den Eigenverbrauch hatten. In dieser Geschichte liegt auch die große Verbundenheit vieler Gilchinger Bürgerinnen und Bürger mit dem Wildmoos begründet. Um den Torfabbau zu ermöglichen wurden ein Hauptgraben und mehrere Schlitzgräben gezogen, um das Moorgebiet zu entwässern. Diese Gräben führen bis heute noch Wasser und entziehen dem Moor wichtige Feuchtigkeit. Auch hat sich in weiten Teilen eine Fichtenbestockung entwickelt, die dem Moor zusätzlich Wasser entzieht und die Austrocknung weiter verstärkt.

Nach Abschluss des Torfabbaues wurde das Gebiet in der Folgezeit zum Naturschutzgebiet und zum FFH Gebiet erklärt. Das Wildmoos zeichnet sich durch eine einzigartige Vegetation aus. Allerdings droht das Wildmoos aufgrund der anhaltenden Entwässerung langsam auszutrocknen und somit dauerhaft verloren zu gehen. Obwohl inzwischen stark von Gehölz bewachsen, ist die botanische Ausstattung noch immer als herausragend zu betrachten. Das Zentrum ist ein lichtes Latsche/Birken-Filz, die  Randbereiche tragen einen teils dichten Aufwuchs von Spirken und Moorbirken. Das Moor hat trotz der Gräben seinen Charakter nicht verloren. Neben der ursprünglichen Hochmoorvegetation mit Rundblättrigem Sonnentau, Rosmarinheide,  Scheidigem Wollgras,  Moos- und Rauschbeere findet sich besonders im Bereich der Torfstiche auf trockeneren Moorbereichen eine flechtenreiche Heidevegetation (Heidekraut). Die kleinen Torfstiche sind weitgehend in Regeneration begriffen, neben Torfmoosen wachsen Schnabelsegge, Rohrkolben, Sumpfblutauge und weißes Schnabelried.

 

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Machen sich ein Bild vor Ort von der Renaturierung des Gilchinger Wildmooses: Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Starnberg Georg Zankl, die Fachkraft des Klimaprogrammes Bayern und Moore der Regierung von Oberbayern Cornelia Siuda, die Projektleiterin in der Unteren Naturschutzbehörde Petra Gansneder, Gilchings Bürgermeister Manfred Walter, der Vorstand des Unternehmerverbandes UWS Michael Padberg, Landrat Stefan Frey und Alexander Suida vom Planungsbüro Suida (v.l.n.r.).

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